Ein Gang durch die Geschichte der Bibel ist ein Gang durch die Geschichte unserer Zivilisation.
Voraussetzung für ihre Entstehung war die Erfindung der Schrift:
Die Geschichte der Schrift beginnt um das Jahr 3000 v. Chr. in Mesopotamien.
Erfinder waren vermutlich sumerische Priester oder Königsbeamte. Diese zeichneten die Abgaben der Gläubigen bzw. Untertanen auf. Getreide, Schafe und Rinder wurden erst bildlich dargestellt. Nach und nach entstanden Symbole und Abkürzungen, die in die Keilschrift mündeten.
(Eine andere Theorie meint, dass die Vinca-Kultur im Balkanraum noch früher eine Schrift entwickelte).
Replik eines sumerischen Ton-Täfelchens mit bildlicher Keilschrift um 3000 v. Chr..
Funde von Keilschrifttafeln im Irak, Iran und Syrien belegen, dass schriftliche Aufzeichnungen weit verbreitet waren. Selbst alltägliche Geschäfte wurden schriftlich festgehalten. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die biblischen Erzväter bereits in Keilschrift Aufzeichnungen auf Tontafeln fertigten. Eine Theorie besagt, dass Mose solche Keilschrifttafeln vorgelegen haben sollen. Wenn Mose einschiebe „dies ist die Geschichte / das Buch / das Geschlechtsregister...“ z. B. 1. Mo 2,4; 5,1; 6,9, deute dies an, dass er von einer Keilschrifttafel zitiert habe.
Replik einer Keilschrifttafel mit einem Teil des Gilgamesch-Epos, das in Teilen der Schöpfungsgeschichte und dem Sintflutbericht Moses ähnelt.
Mose verfasste die ersten fünf Bücher der Bibel, hebräisch auch Thora genannt, im 15. Jhdt. v. Chr. (andere Chronologien gehen vom 12. Jhdt. v. Chr. aus. Zum Problem der Datierung, die wesentlich von den Dynastien der Pharaonen abhängt, die wiederum Interpretationsspielräume von mehreren hundert Jahren lassen, siehe u. a. „Keine Posaunen vor Jericho?“ von Uwe Zerbst und Peter van der Veen, ISBN 3-7751-4419-6).
Thorarolle aus dem 19. Jhdt.
Dabei gab Mose den Israeliten mit der Thora nicht nur sowohl die religiöse Grundlage, als auch die juristische Grundlage ihres Gemeinwesens, sondern vermutlich auch ihre Schrift, das hebräische Alphabet.
Interessant ist, dass die Anfänge der Alphabete auf Semiten in Ägypten Anfang des 2. Jahrtausends v. Chr. zurückgehen. Im Wadi el-Hol in Ägypten hat man 1994 die bisher ältesten Buchstabeninschriften gefunden. Sie werden auf 1800 (Darnell) bis 2000 (Tropper) v. Chr. datiert. Es handelt sich um semitische Schriftzeichen die alten hebräischen Schriftzeichen ähneln. Ähnliche Inschriften hat man auf der Sinaihalbinsel aus der Zeit um 1500 v. Chr. gefunden. Teilweise entsprechen diese Schriftzeichen den alten hebräischen Schriftzeichen, eine direkte Entwicklungslinie ist aber bisher umstritten.
Ältere Annahmen, dass aus den ägyptischen Hieroglyphen um 1500-1100 v. Chr. das phönizische Alphabet entstand und dieses die Grundlage für das aramäische Alphabet bildete, welches wiederum die Grundlage für das hebräische, arabische und andere Alphabete gewesen sein soll, scheinen nach diesen Entdeckungen aber hinfällig zu sein.
Entwicklung des hebräischen Alphabets
Replik eines Tontäfelchens von ca. 1400 v. Chr. mit einem ugaritischen Alphabet. Ugarit lag im heutigen Syrien. Ugaritisch ist ebenfalls eine semitische Sprache. Man nimmt an, dass das ugaritische Alphabet, mit 30 Konsonanten in Keilschrift, aus linearen Zeichen, vermutlich dem phönizischen Alphabet, abgeleitet wurde.
Als Schreibmaterial stand Mose neben Ton- und Steintafeln auch Papyrus zur Verfügung. Papyrus war das Papier der Antike und wurde von den Ägyptern schon im 3. Jahrtausend v. Chr. genutzt. Es wurde aus der Papyruspflanze, die insbesondere am Nil wuchs, hergestellt. Dazu wurde das Mark des Stengels in Streifen geschnitten, die überlappend aneinander gelegt wurden. Quer dazu wurde eine zweite Schicht Streifen aufgelegt. Die beiden Schichten wurden durch Klopfen mit dem eigenen Saft des Markes zusammengeklebt. Anschließend wurde das fertige Blatt mit Spezialleim geglättet und ggf. mehrere Blätter zu Rollen zusammengefügt.
Papyrusblatt mit Hieroglyphen. Von „Papyrus“ stammt unsere Bezeichnung „Papier“.
Hauptumschlagplatz für Papyrus war der Mittelmeerhafen Byblos. Byblos lag im heutigen Libanon. Über Byblos wurde libanesisches Zedernholz nach Ägypten verschifft. Im Tausch erhielten die Händler Papyrus und Luxusgüter aus Ägypten. „Biblos“ ist das griechische Wort für Papyrus – einige sagen, die Griechen hätten den Papyrus nach dem Hafen benannt, andere sagen, die Stadt, die ursprünglich „Gubla“/„Gebal“ hieß habe ihren Namen „Byblos“ nach der Pflanze erhalten.
Das griechische Wort „Biblion“ bezeichnet das Papyruspapier, eine Papyrusrolle oder auch allgemein ein Schriftstück oder Buch. Die Mehrzahl heißt „Biblia“, wovon der lateinische Begriff für Bücher und der deutsche Begriff für das Buch der Bücher – die „Bibel“ – abgeleitet wurde.
Replik der Ketef Hinnom Silberrollen aus dem 7. Jhdt. v. Chr. mit dem ältesten bisher gefundenen Mosestext.
1979 wurden bei Ausgrabungen in Jerusalem auf dem als Ketef Hinnom bekannten Hügel diese Silberröllchen gefunden. Aufgrund der Fundstelle in einer Grabanlage und anderer Grabbeigaben konnten sie auf das 7. Jahrhundert v. Chr. datiert werden. Vorsichtig entrollt offenbarten sie den ältesten bisher gefundenen hebräischen Bibeltext. Die Rollen enthalten u. a. den Priestersegen (4.Mose 6,24-26): "Der HERR segne dich und behüte dich; der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.“ Vermutlich wurden sie aufgerollt an einer Kette oder Schnur als Amulett um den Hals getragen.
Die übrigen Bücher des Alten Testaments wurden zwischen ca. 1400 v. Chr. (Josua) und ca. 430 v. Chr. (Maleachi) verfasst.
Kalender von Gezer (in der Nähe von Jerusalem) ca. 925 v. Chr. (Replik).
Der Kalender von Gezer aus dem 10. Jhdt. v. Chr. ist eindrücklicher Beleg dafür, dass bereits im alten Israel, vor der babylonischen Gefangenschaft, Lesen und Schreiben weit verbreitet waren. Sei es nun, dass dies ein Kalender eines einfachen Bauern war, wie die einen meinen, oder die Schreibübungen eines Schülers, wie andere meinen.
Auch wenn kein anderer Prophet so gelehrt war wie ein Mose und nicht jeder ein König wie David oder Salomo, oder ein hoher Beamter wie Daniel oder Nehmia: alle konnten selber oder mit Hilfe eines Schreibers ihre Texte niederschreiben.
Siegelabdruck des Baruch (Replik), aus dem 6. Jhdt. v. Chr., vermutlich der Schreiber Jeremias, siehe Jeremia 36, 4-6.
Noch einfacher hatten es allerdings die nachexilischen Propheten Haggai, Sacharja und Maleachi: Im babylonischen Exil im 6. Jhdt. v. Chr. haben einige Juden die Beamtenlaufbahn eingeschlagen (siehe Daniel 1). Einige schafften es in höchste Ämter. Dabei eigneten sie sich die Bildung der babylonischen Hochkultur an. Als Babylon selber von den Persern erobert wurde, durften die Juden nach Israel zurückkehren:
Replik des Kyros-Zylinders (539 v. Chr.)
Einen Monat nach der Eroberung der Stadt Babylon erließ der Perserkönig Kyros II. eine Proklamation, die auf diesem Zylinder festgehalten ist. Die Proklamation gibt die grobe Richtlinie seiner Befreiungspolitik vor: „Ich ließ alle Bilder der Götter, die sich in Babylon unrechtmäßig befanden, wieder zu ihren heiligen Zentren östlich des Tigris bringen. Ihre Einwohner sammelte ich und ließ sie zu ihren Wohnungen zurückkehren.“ Im Zuge dieser Befreiungspolitik durften die Juden nach Israel zurückkehren, ihren Tempel wieder aufbauen und erhielten die Kultgegenstände des Tempels zurück. Als Meilenstein in der Geschichte der Menschenrechte ist eine Kopie des Zylinders im Gebäude der Vereinten Nationen in New York ausgestellt. Das Original befindet sich im British Museum of London.
Auf die Zeit des Babylonischen Exils geht vermutlich die Tradition der jüdischen Synagogen zurück. Weil sie sich nicht mehr in ihrem Tempel (der in Jerusalem zerstört war) versammeln konnten, richteten die Juden Synagogen ein. Dies waren Bethäuser, die auch als Schulen dienten. Diese Tradition brachten sie bei ihrer Rückkehr mit nach Israel. So gab es dort neben dem zentralen wieder aufgebauten Tempel ein dezentrales (Synagogen-) Schulsystem.
Es wird angenommen, dass unter Leitung des Priesters Esra nach der Babylonischen Gefangenschaft, als der Tempel wieder aufgebaut wurde und sein Kultus wieder eingerichtet wurde, auch eine vorläufige Zusammenstellung der im Gottesdienst zu verwendenden heiligen Schriften erfolgte.
Schon bald nach Niederschrift des letzten Buches des Alten Testamentes, „Maleachi“ um 430 v. Chr., wird daher ein allgemeiner Konsens über die im Gottesdienst zu gebrauchenden und somit heiligen Schriften bestanden haben. Eine verbindliche Festlegung (Kanonisierung) erfolgte wohl aber erst in den letzten Jahrzehnten des 1. Jhdts. n. Chr., als die Juden angesichts des 70 n. Chr. zerstörten Tempels und ihrer Zerstreuung und auch in Abgrenzung zur aufkommenden Gruppierung der Christen ihre Identität wahren mussten.
Hebräische Bibel von 1720
Jedenfalls erfolgte im 3.-2. Jhdt. v. Chr. schon die erste durchgehende Bibelübersetzung des Alten Testamentes: die „Septuaginta“.
Septuaginta (lateinisch für 70) wurde sie genannt, weil einer Legende nach 72 jüdische Gelehrte (6 aus jedem der 12 Stämme Israels) die Übersetzung gefertigt haben sollen.
Septuaginta von 1683
In der Septuaginta kamen zwischen 430 und 100 v. Chr. zum Tenach, den jüdischen Heiligen Schriften, noch weitere „Spätschriften des Alten Testamentes“/“Apokryphen“ hinzu. Diese wurden teilweise direkt in Griechisch verfasst, teilweise aus dem Hebräischen übersetzt.
Griechisch war seit dem Großreich Alexanders des Großen um 330 v. Chr. die gängige Weltsprache. Da die ersten Christen (Mitte des 1. Jhdts. n. Chr.) sehr international geprägt waren, schrieben sie nicht nur die meisten ihrer Schriften auf Griechisch, sondern benutzten auch das griechische Alte Testament, die Septuaginta. Nach der Spaltung des römischen Reiches in Ost und West (395 n. Chr.), blieb die Septuaginta im weiterhin griechisch sprechenden Ostteil der Kirche somit selbstverständlich das gebräuchliche Alte Testament. Die griechisch orthodoxe Kirche folgt somit dem Kanon (Kanon, griechisch, heißt wörtlich: Stab, Maßstab; im übertragenen Sinne: Regel, Richtschnur) der Septuaginta. Ebenso die römisch katholische Kirche.
Luther wollte zurück „ad Fontes“ - zu den Quellen - und akzeptierte nur die hebräischen Schriften und somit den jüdischen Kanon. Die Apokryphen nannte Luther „Bücher, so der Heiligen Schrift nicht gleich gehalten, und doch nützlich und gut zu lesen sind“.
Tenach / Altes Testament in der Anordnung der jüdischen Bibel:
(hier die klassische Form mit 39 Büchern; durch Zusammenlegung von Büchern erhält man 22 bzw. 24 Bücher; durch Aufteilung der Psalmen in 5 Bücher erhält man 44 Bücher)
Orthodoxe und katholische Bibeln enthalten außerdem: (auch manche evangelische Bibeln, dann aber als Apokryphen gekennzeichnet)
Judit, Weisheit, Tobit, Jesus Sirach, Baruch, 1. Makkabäer, 2. Makkabäer, Zusätze zu Ester, Zusätze zu Daniel.
Der hebräische Text des Alten Testamentes wurde von Schreibern/Schriftgelehrten (hebr. Soferim) abgeschrieben und so überliefert. Dabei gingen sie wegen ihrer großen Ehrfurcht vor dem Text sehr sorgfältig vor. Sie hatten strenge Vorschriften einzuhalten und nach Herstellung der Abschrift bestimmte Kontrollen durchzuführen, wie z. B. die Wörter und Buchstaben zu zählen. Ein Sofer benötigte ungefähr ein Jahr für die Abschrift einer Thora.
Einige dieser Vorschriften waren allerdings erst von den Masoreten eingeführt worden. Die Masoreten wirkten vom 6. bis zum 10. Jhdt. n. Chr.. Sie prüften die überlieferten Schriften, wenn sie Änderungen vornahmen, wagten sie es allerdings nicht in den Text einzugreifen, sondern schlugen in Randbemerkungen eine andere Lesart vor. Außerdem vokalisierten sie die Texte, was ebenfalls zwischen den Zeilen geschah. Im Hebräischen wurden ursprünglich nur die Konsonanten geschrieben. Im Deutschen könnte man aus den Konsonanten „LBN“ z. B. „laben“, „leben“, „lieben“ oder „loben“ lesen. Da Hebräisch aber außerhalb der Synagogen kaum noch gesprochen wurde, bestand die Gefahr, dass man vergessen könnte, wie die Texte zu lesen seien. Deshalb hielten die Masoreten die einzufügenden Vokale als Zeichen zwischen den Zeilen fest.
Hebräische Bibel mit Vokalzeichen zwischen den Zeilen.
Eine Vokalisation überlieferten sie uns allerdings nicht: die des Gottesnamens „JHWH“. Seit der Zeit Esras sprach man den Namen, der nach herrschender Meinung der Sprachforscher „Jahweh“ ausgesprochen wurde, aus Ehrfurcht nicht mehr aus, sondern sagte „Adonai“ (hebr. Herr). Entsprechend fügten die Masoreten zu den Buchstaben „JHWH“ die Vokalzeichen für „Adonai“, also „AOA“ ein. Vermixt man allerdings „JHWH“ und „AOA“ erhält man „Jahowah“ oder eingedeutscht „Jehova“. Vor allem in älteren Bibelübersetzungen findet man noch diese Bezeichnung.
Kupferstich des Gottesnamens (oben), hebr. „JHWH“ (von rechts nach links zu lesen).
Die Sorgfalt, die bei der Überlieferung des Textes angewendet wurde, erklärt zugleich, weshalb so wenige Handschriften des Alten Testamentes aus der Antike erhalten blieben: Die nagelneuen Kopien von Texten sah man als wertvoller an, als die älteren Vorlagen. Wenn in einer älteren Schriftrolle z. B. Buchstaben verwischt waren und nicht mehr eindeutig zu entziffern waren, wurde sie im Gottesdienst nicht mehr verwendet. Man verwahrte sie in einer Kammer (Geniza) und beerdigte sie schließlich indem man sie vergrub.
Der Codex Leningradensis von 1008/1009 n. Chr. ist so leider das älteste komplette hebräische Manuskript des Alten Testamentes.
Im Jahr 1890 entdeckte man in einer alten Synagoge in Kairo eine zugemauerte und in Vergessenheit geratene Geniza. Dort fand man 200.000 Fragmente, großenteils aus dem 6.-8. Jhdt. n. Chr..
Ansonsten gab es bis 1947 nur vereinzelte ältere Fragmente, wie z. B. den Papyrus Nash, der 1903 durch W. L. Nash in Ägypten erworben wurde. Dieser enthält einen Teil der 10 Gebote und 5. Mose 6,4 ff. und stammt aus dem 2. Jhdt. v. Chr..
Papyrus Nash aus dem 2. Jhdt. v. Chr. (Faksimile)
Als man ab 1947 diverse Schriftrollen (nicht nur) von Schriften des Alten Testamentes in Qumran fand, die aus der Zeit 400 v. Chr. - 68 n. Chr. stammten, war die Spannung groß: war der Bibeltext genau überliefert worden? Aufschreie wie „jetzt wird sich zeigen, dass das Alte Testament schlecht überliefert ist!“ haben sich allerdings nicht bewahrheitet. Im Gegenteil! Die Schriftrollen und Fragmente von Qumran stellen den jüdischen Schreibern, die den Text über Jahrhunderte und Jahrtausende bis in unsere Zeit überliefert haben, ein erstklassiges Zeugnis aus. Die Bibel musste nicht umgeschrieben werden. Allenfalls in winzigen Details wie z. B. bei der Orthographie von Eigennamen wurden einige wenige Änderungen aufgrund dieser Schriftfunde vorgenommen.
Faksimile der Jesajarolle 1QJesa auf Ziegenleder.
Eine der berühmtesten Schriftrollen vom Toten Meer ist die Jesajarolle mit der Fundbezeichnung 1QJesa. Sie ist 7,34 m lang und enthält den kompletten Text des Buches Jesaja und stammt aus dem 2. Jhdt. v. Chr..
In Lukas 4 wird beschrieben, wie Jesus solch eine Schriftrolle nahm: Vers 17: „Und es wurde ihm das Buch des Propheten Jesaja gereicht; und als er das Buch aufgerollt hatte, fand er die Stelle, wo geschrieben war: Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat, Armen gute Botschaft zu verkündigen; er hat mich gesandt, Gefangenen Freiheit auszurufen und Blinden, dass sie wieder sehen, Zerschlagene in Freiheit hinzusenden, auszurufen ein angenehmes Jahr des Herrn. Und als er das Buch zugerollt hatte, gab er es dem Diener zurück und setzte sich.“
Um diese Stelle zu finden musste Jesus das Buch 6m weit aufrollen, und er fand die Stelle ohne Kapiteleinteilung und Versangabe – er kannte sich in den Schriftrollen aus.
Prof. Joseph A. Fitzmyer sagt über die 1QJesa–Rolle: „Diese Schriftrolle stellt ein einzigartiges Zeugnis für die Sorgfalt dar, mit der das Buch Jesaja jahrhundertelang von jüdischen Schreibern kopiert wurde“.
Zitiert nach „Faszination Qumran“ von Alexander Schick, ISBN 3-89397-382-6, das ich zum Thema Qumran nur wärmstens empfehlen kann.
Tonkrug und Schriftrolle der Gemeinderegel aus Qumran auf Ziegenleder (Faksimile).
Leder war einer der beliebtesten Beschreibstoffe in der Antike. Am häufigsten wurde Ziegenleder verwendet. Der griechische Ausdruck dafür „diphthera“ wurde von den Römern als „littera“ „Buchstabe“ bzw. „litterae“ „Brief“ adaptiert. „In diesen Bedeutungen spiegelt sich die ursprüngliche Assoziation des Materials mit dem Schreiben. Von den vielen auf Leder geschriebenen Texten in griechischer, etruskischer oder lateinischer Sprache ist kein einziger erhalten geblieben. Das Material ist zusammen mit den Texten dem Zahn der Zeit zum Opfer gefallen.“ (Haarmann, Geschichte der Schrift).
Deshalb war der Fund der Schriftrollen und Fragmente von Qumran (aus dem 3. Jhdt. v. Chr. bis 68 n. Chr.) eine derartige Sensation! 68 n. Chr. vor den Römern in Höhlen versteckt, überdauerten sie fast 2000 Jahre im trockenen Wüstenklima an der Küste des Toten Meeres. Das Lagern von Schriftrollen in Tonkrügen geht auf ein Gebot Gottes in Jeremia 32,14 zurück: „So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Nimm diese Briefe, diesen Kaufbrief, sowohl den versiegelten, als auch diesen offenen Brief, und lege sie in ein Tongefäß, damit sie viele Tage erhalten bleiben“.